Behandlung und Optimierung der PSA zur Krankheitsvermeidung
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Behandlung und Optimierung der PSA zur Krankheitsvermeidung

In der Regel sind für die Feuerwehren im öffentlichen Bereich die Kommunen als Träges des Brandschutzes zuständig. Diese werden von den Bürgermeisterinnen oder von den Bürgermeistern vertreten uns sind somit im rechtlichen Sinne Unternehmerin bzw. Unternehmer.

Die Feuerwehren nehmen den bei der Kommune liegenden Auftrag des Bevölkerungsschutzes wahr. Dieses ist unabhängig von der Frage ob es eine Berufsfeuerwehr, eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften oder eine rein ehrenamtliche Freiwillige Feuerwehr ist.

Die Feuerwehren werden, auf Basis der jeweils vor Ort vorhandenen Anforderungen durch die jeweilige Kommune errichtet, und betreiben. Dieses beinhaltet neben Gebäuden, Feuerwehrhäusern, Fahrzeugen, Einsatz- und Arbeitsmitteln auch die Ausrüstung der Einsatzkräfte mit ausreichender sowie geeigneter persönlicher Schutzausrüstung.

Für die einsatztaktischen und feuerwehrspezifischen Betrachtungen und Planungen werden in regelmäßigen Abständen Brandschutzbedarfspläne erstellt. Bei Veränderungen werden die Feuerwehren daraufhin angepasst. Dieses wird in NRW über die jeweils zuständige Bezirksregierung kontrolliert und betreut. 

Für die Betrachtung der Arbeitssicherheit oder wie es heutzutage heißt, der „Organisation von Sicherheit und Gesundheit“, gibt es verschiedene rechtliche Grundlagen aus dem staatlichen Regelwerk. Für die ehrenamtlichen Angehörigen von Feuerwehren ist die DGUV Vorschrift 49 „Feuerwehren“ aber die maßgebliche Rechtsquelle. Des Weiteren bildet Sie für alle Angehörigen von Feuerwehren den Stand der Technik ab.        

Im Absatz 1 des § 3 „Verantwortung“ der DGUV Vorschrift 49 „Feuerwehren“ ist die folgende grundlegende Klarstellung zu finden.

Die Unternehmerin oder der Unternehmer ist für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der im Feuerwehrdienst Tätigen verantwortlich. Sie oder er hat für eine geeignete Organisation zu sorgen und dabei die besonderen Strukturen und Anforderungen der Feuerwehr zu berücksichtigen.

Dies bedeutet, dass die Kommune aus den zu erwartenden Anforderungen an die Einsatzkräfte sowie die sich ergebenden Gefährdungen, mit geeigneten Maßnahmen und Lösungen, die Sicherheit und Gesundheit der Einsatzkräfte sicherstellen muss. Um es mit einem vergleichenden Beispiel etwas transparenter zu machen, kann man exemplarisch zwei Typen von Städten bzw. Kommunen betrachten.

Um die Betrachtung der "Behandlung und Optimierung der persönlichen Schutzausrüstung zur Krankheitsvermeidung bei der Feuerwehr“ erfassen zu können ist wichtig, dass definiert wird was dieses genau bedeutet.

Eine Erkrankung durch nicht optimierte bzw. angemessene Benutzung von PSA kann vieles bedeuten. Typische nicht abschließende Beispiele sind:

  • mechanischen Einwirkung auf die Haut aufgrund schlechten Tragekomforts,
  • psychische Überlastung des Körpers aufgrund eines Hitzestaus,
  • Erkältung bzw. Infekt durch beispielsweise nicht den Witterungsbedingungen anpassten Kleidung
  • bakteriellen Infektion z.B. bei flächenlagen Hochwasser
  • Kontamination mit Gefahrstoffen z.B. im Rauchgas

Die Frage welche PSA notwendig ist um eine Krankheitsvermeidung sicherzustellen, soll an einem Beispiel von zwei verschiedenen Kommunen aufgezeigt werden. Hier wird der Punkt der besonderen Strukturen und Anforderungen der Feuerwehr verdeutlicht.

Kommune A

Diese ist sehr verdichtet und liegt umgeben von anderen großen Städten in einem Ballungsgebiet. Die Stadt ist industriell geprägt mit ca. 100.000 Einwohnern. Ein Teilstück zweier Autobahnen, ein Kanal und ein Kraftwerk sowie weitere mittlere Industriebetriebe liegen in der Zuständigkeit der Stadt. Es gibt hauptamtliche Kräfte, der Rettungsdienst wird von hautamtlichen Kräften sichergestellt. Es gibt 7 Standorte der Freiwilligen Feuerwehr in der Kommune. Die Stärke der hauptamtlichen Kräfte liegt bei 75 Personen und zusätzliche gibt es ca. 300 ehrenamtliche Kräfte.

Hauptsächliche Einsatzszenarien für die ehrenamtlich Tätigen:
kleine, mittlere und große Brandeinsätze bis hin zum Industriebränden, technische Hilfeleistungen innerorts, auf Landstraßen und Autobahnen,

Kommune B

Diese ist eine Flächenkommune mit ca. 30.000 Einwohnern ohne angrenzende Städte. Umliegend sind große Wälder und ein großer See. Der Rettungsdienst wird über den Kreis geregelt. Die Feuerwehr hat 14 Standorte, die aufgrund der zeitlichen Anforderungen einzurichten sind. Die Einsätze werden rein von ehrenamtlichen Mitgliedern der Feuerwehr absolviert. Es gibt keine hauptamtlichen Einsatzkräfte neben den 150 ehrenamtlichen Einsatzkräften.

Hauptsächliche Einsatzszenarien für die ehrenamtlich Tätigen:
kleine Brandeinsätze jeglicher Art, Sturm und Unwettereinsätze im Wald, Waldbrände und Flächenbrände in der Natur, First Responder zur Unterstützung des Rettungsdienstes, technische Hilfeleistungen Innerorts, auf dem Wasser

Beim Vergleich dieser beiden Kommunen fällt auf, dass die Art der Einsätze, die Häufigkeit der Anforderungen von ehrenamtlichen Kräften und auch die Struktur neben dem Einsatzgeschehen unterschiedlich sind.

Dies wird sich neben Fahrzeugen und den vorhandenen Organisationsstrukturen beim Beschaffen, Reinigen und Warten der PSA natürlich auch in der Frage der Ausführung und der Menge der „Persönlichen Schutzausrüstungen“ widerspiegeln.

Mit dem Blick auf die Anforderung an die „Persönliche Schutzausrüstung“ wird dieses im Absatz 1 und 2 des § 14 „Persönliche Schutzausrüstungen“ der DGUV Vorschrift 49 „Feuerwehren“ tiefergehend konkretisiert.

Zum Schutz vor den Gefährdungen bei Ausbildung, Übung und Einsatz müssen geeignete persönliche Schutzausrüstungen ausgewählt und zur Verfügung gestellt werden.

Zur Mindestausstattung gehören: Feuerwehrschutzkleidung, Feuerwehrhelm mit Nackenschutz, Feuerwehrschutzhandschuhe, Feuerwehrschutzschuhe

Bei besonderen Gefahren müssen zusätzlich spezielle persönliche Schutzausrüstungen in ausreichender Anzahl vorhanden sein, die in Art und Anzahl auf diese Gefahren abgestimmt sind.

Hieraus ergibt sich zum einen die Frage was bedeutet geeignet. Zum anderen kann man die Frage stellen, was sind besondere Gefahren und wie wird die Zahl und die Art der PSA abgestimmt.  Diese Fragen bilden den Kern der Betrachtung und müssen in einem ersten Schritt getrennt betrachtet werden.

Die Frage was bedeutet geeignete persönliche Schutzausrüstung ist die erste Frage die sich eine Unternehmerin bzw. ein Unternehmer stellen muss. Hierzu gibt es bereits eine hilfreiche Information der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Die DGUV Information 205-014 „Auswahl von persönlicher Schutzausrüstung für Einsätze bei der Feuerwehr“ beschreibt welche PSA für welche Einsatztypen geeignet sind. Weiterführende Informationen sind in der DGUV Information 205-020 „Feuerwehrschutzkleidung - Tipps für Beschaffer und Benutzer“ zu finden.

Neben der Einsatzkleidung, die an dieser Stelle als PSA betrachtet wird, besitzt in der Regel ein Mitglied der Feuerwehr normalerweise noch „Übungskleidung“ und eine „Uniform für öffentliche Veranstaltungen“. Mit diesen Kleidungsstücken werden alle Tätigkeiten in internen und in öffentlichen Veranstaltung einer Feuerwehr abgearbeitet.

In der Praxis ist es so, dass die Angehörigen der Feuerwehren in den meisten Fällen eine einzige „Einsatzkleidung“ besitzen. Diese besteht neben einem Helm und ein Paar Stiefeln aus einer Einsatzjacke und einer Latzhose.

Die Einsatzkleidung ist in der Regel eine Kleidung, die für den Brandfall in Innenräumen geeignet ist. Sie muss besondere Anforderungen für den Brandfall beispielsweise einer Beaufschlagung von Energie widerstehen. Im Bereich der Feuerwehr wird umgangssprachlich der Begriff „HuPF Kleidung“ verwendet.


Das Wort HuPF ergibt sich aus „Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzkleidung“. Die nach HuPF Kriterien geprüften Kleidungsstücke schützen die Einsatzkraft vor Energie von außen. Der Abtransport der körpereigenen Energie wird aber materialbedingt ebenfalls gehemmt. Somit kann es unabhängig vom Einsatzgeschehen zu einer Überhitzung der Trägerin bzw. des Trägers kommen.  

Zur Frage der EIGNUNG der PSA muss man immer die verschiedenen Einsatzlagen in den Kontext der Eignung miteinbeziehen und diese hinterfragen.

Aufgrund fehlender Alternativen an PSA für die Einsatzkräfte muss im Straßenverkehr die Wahrnehmbarkeit sichergestellt sein. So kommt es beispielsweise dazu, dass teilweise Einsatzkräfte über Stunden in Einsatzkleidungen für Brandeinsätze im Innenangriff HuPF bei hochsommerlichen Temperaturen Ölspuren beseitigen.  

Dies führte beispielsweise bereits häufig zu Kreislaufproblemen bis zur Bewusstlosigkeit, da die Wärme des Körpers in einer solchen PSA nicht gut bzw. ausreichend abgeführt werden kann.

Die Anforderungen an die PSA wären in diesem Einsatzfall (Beseitigen einer Ölspur im öffentlichen Straßenverkehr) abweichend zum Brandeinsatz. Mit einer ausreichenden Sichtbarkeit bzw. Wahrnehmung im öffentlichen Verkehr gemäß DIN EN ISO 20471, einem Witterungsschutz z.B. nach DIN EN 343 gegen Wind- und Wasser wären die grundsätzlichen Anforderung an die PSA erfüllt.

Bei einer Flächenlage, wie im aktuellem Fall im Westen der Bundesrepublik zu sehen, sind ebenfalls die Einsatzkleidungen für die Brandbekämpfung im Innenangriff nur bedingt geeignet. An dieser Stelle muss in Form einer Gefährdungsbeurteilung geprüft werden, ob die vorhandene PSA für diese Tätigkeiten geeignet sind. Im Beispiel einer Flächenlage kommt neben der Eignung an sich auch der zeitliche Aspekt in den Fokus. Somit muss man sich Fragen wie lange eine Einsatzkraft die Stiefel oder die nassen Kleidungsstücke am Körper tragen kann und sollte. Bakterielle Entzündungen, wie beispielsweise Phelogmone können bereits durch kleine Wunden und dem Tragen von feuchten Stiefeln über einen gewissen Zeitraum entstehen. Unfallmeldungen bei den Unfallversicherern der Feuerwehren sind bereits für das Hochwasser vom Mitte Juli 2021 vorhanden.

Daraus kann man auf die weitere Forderung aus der DGUV Vorschrift 49 „Feuerwehren“ eingehen, die eine ausreichende Anzahl einfordert.   

Die zeitkritische Notwendigkeit der Verfügbarkeit der PSA ist, unabhängig von einer Flächenlage in vielen Feuerwehren zusätzlich eine Herausforderung. Wenn eine PSA gereinigt oder repariert werden muss, da sie durch äußere Einwirkungen oder auch durch Schweiß verschmutzt ist, steht diese für die Zeit der Reinigung bzw. der Reparatur der Einsatzkraft nicht zur Verfügung.

Dieses führt dazu, dass wenn keine ausreichende Anzahl von PSA zur Verfügung steht, die Einsatzkraft für diesen Zeitraum ebenfalls nicht zur Verfügung steht.  In unserem Beispiel für die Kommune zwei kann dieses aufgrund von einsatztaktischen Gründen zu Problemen führen.

Hier kommt unabhängig ein System hinter dem Einsatzgeschehen zum Tragen da immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der Transport, die Reinigung und die Bereitstellung der PSA in den einzelnen Standorten oder sogar Einsatzorten.  

Wenn die Eignung und auch die ausreichende Anzahl der PSA sichergestellt ist, muss um eine Krankheitsvermeidung zu erreichen die Ausbildung bzw. Einweisung zur Handhabung von PSA für jede Einheit und jede Einsatzkraft sichergestellt sein.

Die sachgerechte Handhabung der PSA erfordert Einweisungen in die grundlegenden Punkte die mit der PSA in Beziehung stehen. Empfohlen wird besonders die Bedienungs- und Betriebsanweisung der Hersteller zu beachten. Des Weiteren sind nicht abschließend folgenden Punkte zu berücksichtigen  

  • Möglichkeiten sowie Grenzen der einzelnen Teile bzw. der gesamten PSA
  • Effekte bei Langzeitnutzung (z.B. Hitzestress, Feuchtigkeit, …)
  • Sachgerechte Lagerung und Pflege
  • Sicht- und Funktionsprüfung vor der Benutzung
  • Korrektes An- und Ablegen

Zusätzliche Anforderung an die Personen die für die Beschaffung, und Bereitstellung der PSA verantwortlich sind. Es ist sinnvoll, diese Punkte vor der Anschaffung der PSA in die finanzielle und auch einsatztaktische Planung miteinzubeziehen.

  • Darstellung des Schutzumfanges und möglicher Schutzeinschränkungen
  • Sachgerechte Reinigung, einschließlich Trocknung und Imprägnierung
  • Dekontaminationsmöglichkeit
  • Ausmusterungskriterien wie beispielsweise Alterungsaspekte

Eine Organisation innerhalb der Feuerwehr sollte vorhanden sein oder geschaffen werden, die sich mit der Beschaffung, der Reinigung und Wartung sowie der Instandsetzung der PSA beschäftigt. Die Nutzungsdauer und der Nutzungsgrad kann durch sinnvolle Beschaffungen verlängert und verbessert werden. Somit kann ggf. durch zusätzliche Kleidung für die Technische Hilfeleistung, neben einer Verbesserung der Sicherheit und Gesundheit der Einsatzkräfte, eine Kostenersparnis erzielt werden. Die teurere Hupf Kleidung kann beispielsweise durch weniger unnötige Waschzyklen länger und effizienter durch die Einsatzkräfte genutzt werden.

Es ergibt sich um das Thema PSA im Gesamten zu lösen, beispielsweise folgendes Betrachtungsbild bzw. „Matrix“. Diese hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, soll aber eine Möglichkeit der Visualisierung aufzeigen.

Des Weiteren muss vor einem Einsatz gesichert sein, dass die vorhandene PSA geeignet ist. Eine durch Regen durchnässte Kleidung kann beispielsweise nicht in einem Innenangriff eines Wohnungsbrands verwendet werden. Ebenfalls ist Kleidung die in einer Überschwemmungslage nach mehreren Stunden getragen wurde ordnungsgemäß und geeignet zu reinigen. Aufgrund der Kontamination mit beispielsweise Fäkalien, Benzin, Diesel oder Heizöl ist diese unabhängig von den Kosten eventuell zu entsorgen, um die Sicherheit und die Gesundheit der Einsatzkräfte sicherzustellen.

Gefährdung durch Gefahrstoffe

Eine Betrachtung sollte mit dem Blick auf die eine Kontaminationsverschleppung von Gefahrstoffen beispielsweise bei Brandeinsätzen durchgeführt werden. Dort können je nach Brandlast und Brand Art verschiedenste Gefahrstoffe wie beispielsweise Asbest oder Polyaromatische Kohlenwasserstoffe in die PSA des Einsatzkraft bzw. der Kleidung gelangen. Ein einsatztaktisches Konzept, um die Verschleppung über die Fahrzeuge bis in die Feuerwehrhäuser zu verhindern, ist notwendig und steuert in den Bereich der Persönlichen Schutzausrüstungen direkt hinein. Dieser Punkt wird im Rahmen dieser Serie gesondert betrachtet. An dieser Stelle müssen alle Teile der PSA betrachtet werden. Dies schließt Handschuhe und Flammschutzhauben und ggf. weitere Teile der Bekleidung mit ein.

Gefährdung durch biologische Stoffe 

Mit Blick auf die Ansprüche an die persönliche Schutzausrüstung sind gerade in der aktuellen pandemischen Lage die Kleidung der Einsatzkräfte besonders zu betrachten. Bei Einsätzen zur Tragehilfe und zur Unterstützung des Rettungsdienstes sind Angehörige der Feuerwehren vermehrt mit Patienten mit einer Covid 19 Infektion in Kontakt gekommen.

Es gibt auch weitere Felder bzw. Einsatzbereiche wo Feuerwehrangehörige beispielsweise Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Blut in Verbindung kommen. Bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen oder sogenannten „First Responder“ Einsätzen. In der zurzeit vorliegenden Flächenlage in NRW und Rheinland-Pfalz kann davon ausgegangen werden, das gerade in der PSA der Einsatzkräfte, durch das Hochwasser verschiedene Erreger in Fäkalien wie Viren oder Bakterien, Krankheiten auslösen.

Stand: 05/2022
Webcode: w356