Sicherer Umgang mit Motorsägen
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Sicherer Umgang mit Motorsägen

Im technischen Hilfeleistungseinsatz der Feuerwehren ist die Motorsäge ein bewährtes Einsatzmittel. Die Bewältigung der besonderen Schadenslagen nach Stürmen wäre ohne effektive Sägearbeiten zum Beispiel nicht möglich. Die Motorsäge ist aber auch ein gefährliches Gerät. Belegt ist dies durch Unfallzahlen und die Schwere der durch Motorsägearbeiten verursachten Verletzungen.

Unfallbeispiele hierzu:

  • Der Motorsägenführer wurde von Teilen des umstürzenden Baumes erfasst und umgerissen.
  • Der Feuerwehrmann kam auf der Böschung mit der laufenden Motorsäge ins Rutschen und fiel hin.
  • Ein Feuerwehrangehöriger wollte den Ast sichern und wurde von der laufenden Motorsäge am Arm erfasst.

Gefährdungen bei Motorsägearbeiten entstehen insbesondere durch:

  • unzureichende Sicht, wenn im Arbeitsbereich Einzelheiten nicht mehr erkennbar sind,
  • gefahrbringende Witterungseinflusse, z. B. durch Sturm oder starken Wind,
  • unsachgemäße Schnitt- und Arbeitstechniken,
  • sich bewegende, fallende oder peitschende Baumteile,
  • gefährlich unter Spannung stehendem Holz,
  • unsicheren Stand des Motorsägenführers, z. B. an Böschungen, Steilhängen oder bei Glätte,
  • Aufenthalt im Gefahrenbereich der Motorsäge.

Für den Feuerwehrdienst dürfen nur körperlich und fachlich geeignete Feuerwehrangehörige eingesetzt werden.

Weitere Informationen finden sich in der DGUV Information 214-059 „Ausbildung für Arbeiten mit der Motorsäge und die Durchführung von Baumarbeiten.“

Vor Einsatzbeginn muss die jeweilige Gefahrenlage beurteilt werden. Motorsägearbeiten müssen sich nicht zwangsläufig ergeben. Nachfolgende Fragen können die Erfordernis und Möglichkeit des Motorsägeneinsatzes klären:

  • Liegt eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in dem Maße vor, dass die Gefahr beseitigt werden muss?
  • Würde das Absperren bzw. Sichern der Gefahrenstelle ausreichen?
  • Ist die Lage mit den eigenen Kräften und dem eigenen Gerät zu bewältigen?
  • Möglichkeit des Einsatzes einer Handsäge prüfen.
  • Lassen die Witterungsverhältnisse, z. B. Sturm, Schnee oder Frost, ein sicheres Arbeiten zu?
  • Sind die Sichtverhältnisse ausreichend oder kann ausreichende Sicht hergestellt werden? Lassen sich alle Teile des Baumes oder zusammenhängende Bäume deutlich erkennen?

Schnitt- und Arbeitstechniken

Die im Holz vorhandene Faserspannung kann das Einreisen oder Splittern des Holzes oder das Einklemmen der Sägeschiene bewirken.

Schneiden mit einlaufender Kette
Effektiv ist der Schnitt mit einlaufender Kette, d.h. mit ziehender Kette der Schienenunterseite. Die Motorsäge zieht sich durch ihr Eigengewicht und die Zugkraft der einlaufenden Kette von selbst in das Holz. Durch das Abstützen mit dem Krallenanschlag werden Eigengewicht und Vibration der Motorsäge vom Stamm abgefangen.

Schneiden mit auslaufender Kette
Die Schubkraft der auslaufenden Kette erfordert das Abstützen der Motorsäge durch den Motorsägenführer. Die Motorsäge muss ohne Einsatz des Krallenanschlages geführt werden.

 

Unter Spannung liegendes Holz

  • Gefährliche Zug-, Druck- und Drehspannungen im Holz entstehen z. B .bei Windwürfen durch Überlagerung von gebrochenem oder gestürztem Holz.
  • Unter Spannung liegendes Holz darf nur unter Kenntnis und Anwendung der speziellen Arbeitstechniken geschnitten werden. Im Feuerwehreinsatz sollten sich diese Arbeiten auf die unmittelbare Gefahrenbeseitigung beschränken.
  • Gefährliche Spannungen im Holz können z. B. auch dadurch beseitigt werden, dass Stamme oder Baumteilemittels Seilwinde oder Seilzug weggeräumt und spannungsfrei abgelegt werden.
  • Unter Spannung stehende Baumteile zuerst immer von der Druckseite heranschneiden. Dabei die Klemmgefahr für die Motorsäge beachten. Danach langsam in die Zugseite einschneiden und den Stamm durchtrennen. Bei starken Stämmen unter starker Spannung den Schnitt seitlich versetzen.
  • Bei seitlich eingespannten Baumteilen immer an der Druckseite stehen.
  • Auf gefährliche Bewegungen von Wurzeltellern achten. Wurzelteller können zurückklappen, wenn der Stamm durchtrennt wird.
  • Bei unter Spannung stehenden Baumteilen zuerst einen Entlastungsschnitt durchführen. Es wird auf der Druckseite eingeschnitten. Danach erfolgt der Trennschnitt von der unter Zugspannung stehenden Seite des Holzes aus.

Folgende Grundregeln gelten für den Motorsägenführer:

  1. Motorsägearbeiten nur mit vollständiger Schutzausrüstung durchführen.
  2. Motorsägearbeiten nur bei ausreichender Sicht und möglichst nicht bei Gefahr bringenden Witterungseinflüssen durchführen.
  3. Die Motorsäge beim Anwerfen sicher abstützen und festhalten; Kettenschiene und Sägekette dürfen dabei andere Gegenstände nicht berühren.
  4. Zum Sägen sicheren Stand einnehmen. Motorsägearbeiten grundsätzlich nicht von unsicheren Arbeitsplatzen aus ausführen, z. B. nicht von tragbaren Leitern.
  5. Baume umkeilen, nicht umsägen. Wird die Bruchleiste durchtrennt, kann der Baum unkontrolliert fallen.
  6. Beim Entasten von Bäumen die Motorsäge abstützen. Nur wenn es die Arbeitstechnik erfordert, darf im Umlenkbereich an der Spitze der Führungsschiene gesägt werden.
  7. Wenn möglich, die Motorsäge mittels Krallenanschlag führen, z. B. beim Fällen und Einschneiden.
  8. Immer in Vollgasstellung arbeiten.
  9. Nie über Schulterhöhe sägen.
  10. Im Arbeitsbereich der Motorsäge steht nur der Motorsägenführer. Personen aus dem gefährlichen Schwenkbereich der Motorsäge heraushalten. Bei gleichzeitigem Einsatz mehrerer Motorsägen die Arbeitstechniken absprechen und Arbeitsbereiche festlegen.
Stand: 12/2020
Webcode: w195